Ein Kleinod des Jugendstils im Dresdner Hochland
Unsere Kirche wurde in einer Kreuzform erbaut. Deshalb wird sie auch noch in alten Berichten als Kreuzkirche Weißig bezeichnet.
So wie wir sie heute sehen, wurde sie – bis auf den Turm und die Umfassungsmauern - 1901 durch den Dresdner Architekten Woldemar Kandler völlig erneuert. Doch ihre Anfänge liegen weit früher, um 1270. Damals errichteten deutsche Siedler hier eine Kapelle mit einem Wehrturm, dessen mächtige Feldsteinmauern (2,10 m) noch den Fuß des heutigen Kirchturmes bilden.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1631 zerstört und 1632/33 in der Gestalt aufgebaut, die sie bis 1900 behielt.
Leider kennen wir nicht die Gründe, die dazu führten, dass die Kirche 1901 so grundlegend umgebaut und erweitert wurde, nachdem sie erst 1838 eine Erneuerung im Inneren erfahren hatte. Da auch keine Unterlagen mehr vorhanden waren, ahnte man bis zu den Renovierungsarbeiten im Jahre 2000/01 nicht, was sich unter der bis dahin schmutzigen, rußigen Oberfläche an Kostbarkeiten verbarg.
Heute kann man die reiche Ornamentik des Jugendstils mit ihren stilisierten Blüten und Ranken wieder in voller Schönheit bewundern. Sie ziehen sich wie ein roter Faden vom Altarraum über die Bleiglasfenster, die Verzierungen an den Emporen bis hin zum sogenannten Schleierwerk im Orgelprospekt.
Die Orgel mit ihren ca. 1700 Orgelpfeifen stammt aus der Hand der Firma Gebrüder Jehmlich aus Dresden und wurde ebenfalls im Jahr 1901 eingebaut. Sie hat 2 Manuale und 21 Register. Ihre Klangfarbe ist romantisch. 1992 wurde die Orgel generalüberholt.
Beachtenswert ist auch das Altarbild. Es entstand 1901 durch Prof. Diethe, der an der Dresdner Kunstakademie lehrte. Es stellt die Begegnung der zwei Jünger mit Jesus nach seiner Auferstehung auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus dar.
Eine Besonderheit aber sind die Stern- und Tierkreiszeichen an der Decke mit der Taube in der Mitte. Sie ist schon seit Zeiten des Alten Testamentes ein Symbol, durch das Gott den Menschen Leben und Frieden zusagt (Arche Noah). Hier wird die Taube umgeben von einem leuchtenden Kranz, der seine Strahlenbündel in alle Richtungen ausschickt. Und außen herum die Tierkreiszeichen auf grauem Untergrund, umfasst von dünnen Bändern. Wenn diese Tierkreiszeichen wohl für die Mächte der Welt stehen, die (wie manche glauben) angeblich immer wieder Einfluss nehmen auf Lebenswege von Menschen, so wird das alles hier überstrahlt von der umkrönten Taube, dem Zeichen des Friedens, den Gott mit uns geschlossen hat. Und dann will uns das Bild sagen:
Wenn Gott und sein guter Geist „in der Mitte bleiben“, dann sind die anderen Kräfte und Mächte wohl da, aber sie sind „gebunden“, ja eingebunden in Gottes Friedensplan mit uns und der Welt.
So etwa im 12. - 13. Jahrhundert wird in Schönfeld das erste Gotteshaus gestanden haben, mit Sicherheit kleiner als die jetzige Kirche. Eine alte Grabstele, die dem 12. Jhd. zugeordnet wird, steht im Vorraum der Kirche. Auch wurden Mauerreste aus dem 14. Jhd. im Turm und im hinteren Teil des Schiffes gefunden. Mit dem Einzug der Reformation 1539 im albertinischen Sachsen wurde auch die Schönfelder Kirche evangelisch. Seit 1583 lagern im Archiv lückenlos Kirchenbücher. Bereits 1580 gibt es Hinweise auf eine Orgel und 1646 ist von einem Orgelneubau die Rede. Neben vielen zwischenzeitlichen Reparaturen sei noch der 1904 erfolgte Neubau der Jahnorgel erwähnt.
1660 bekommt die Kirche einen neuen Turm. Weitere größere Umbauten mit Anbau des Chorraumes mit darunter liegender Gruft erfolgten 1676 -78 und wurden vom Inhaber der Schönfelder Patronats- und Gerichtsherrschaft Heinrich Freiherr von Friesen finanziert, der 1680 starb. Er selbst und noch sechzehn weitere Verstorbene fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Die wohl bekannteste ist Auguste Constantia Gräfin von Friesen, eine Tochter der Gräfin Cosel und August des Starken. Sie starb am 4. Februar 1728 im Alter von nur zwanzig Jahren.
Der Altar, nach dem dreißigjährigen Krieg 1656 - 58 vom Bildhauer Chr. A. Walther aus Dresden und dem Maler Jonas Eywigk aus Pirna geschaffen, fand seinen neuen Platz im Chorraum. Ein Jahr später entstanden der Taufstein und die Kanzel.
Bei der nächsten großen Renovierung 1829 wurde der Eingang der Kirche zur Mitte hin verlegt. Innerhalb der Kirche entstanden durch den Einbau von Emporen 300 zusätzliche Sitzplätze. Dieser Platz wurde dringend benötigt, da Schönfeld eines der größten Kirchspiele in Sachsen war mit 22 Kirchsprengeln. 1898 zählte man 6000 Gemeindeglieder. Die Kirchgänger hatten weite Wege zurückzulegen. So brachte man die Verstorbenen auf dem Kirchweg von Graupa über Zaschendorf auf den Schönfelder Friedhof. Anfangs war dieser nahe der Kirche, aber bereits 1625 weihte man den Kirchhof „außerhalb des Dorfes“ an der jetzigen Stelle ein. 1898 wurden Bühlau und Rochwitz sowie 1927 Groß-, Neu- und Kleingraupa mit Vorderjessen selbständige Gemeinden.
Wegen Baufälligkeit ist 1896 eine erneute Renovierung des Kirchturms erforderlich. Jetzt in achteckiger Form, auf 54m erhöht, ist er weit ins Hochland sichtbar. Im Juli 1896 wird die Turmhaube aufgezogen. Ein weiterer Umbau mit Verkürzung des Turmes auf 34m erfolgt im Rahmen einer Gesamtrenovierung der Kirche in den Jahren 1970 - 74.
Der Klang der Glocken, der zu Feiern und Gottesdiensten einlädt und die Menschen am Anfang und am Ende ihres Lebens begleitet, dürfte wohl kaum bis in die entlegensten Winkel des Kirchspiels gedrungen sein. Schon 1527 wird vom Guss dreier Glocken berichtet, die bis zum Jahre 1850 ertönten. Sie wurden mit der Hand über ein 40 Ellen (23 m) langes Seil von der jetzigen Eingangshalle aus geläutet. Im genannten Jahr zersprang die große Glocke, so dass man sich für ein neues, harmonisches Dreiklang-Geläut entschied. Im ersten und zweiten Weltkrieg wurden jeweils zwei Glocken für Kriegszwecke beschlagnahmt und eingeschmolzen. Nach dem Guss zweier Bronzeglocken 1985 dürfen wir uns wieder über ein Dreiergeläut freuen.
Im 1691 erbauten Pfarrhaus wird 2001 ein Gemeinderaum eingerichtet, der in kalter Jahreszeit als „Winterkirche“ genutzt wird. Vorher wurden die Gottesdienste im Winterhalbjahr in der Friedhofskapelle gefeiert.
Im Jahr 2006 schlossen sich die Kirchgemeinden Schönfeld und Weißig zusammen und bildeten zudem mit Bühlau und Bad Weißer Hirsch ein Schwesterkirchverhältnis. Schwerpunkte der Gemeindearbeit für die etwa 2600 Gemeindeglieder in Schönfeld-Weißig sind neben der Verkündigung des Evangeliums, die Arbeit mit Kindern, die Kirchenmusik und die Arbeit mit Senioren.
Im Jahr 2010 begann eine weitgehende Sanierung der Kirche, angefangen beim Dach. Dazu wurde auch innen ein Schutzgerüst errichtet. Am gewaltigen Dachstuhl mussten viele tragende Balken ersetzt werden, auch oberhalb der Orgel. Deshalb wurde das historische Instrument völlig zerlegt und für die grundlegende Sanierung in der originalen romantischen Stimmung vorbereitet. Am 3. Mai 2015 konnte die Orgel festlich wieder eingeweiht werden. Im Mai 2011 wurde das Dach neu eingedeckt und mit neuen Dachgauben versehen. Dabei dachten wir sogar an die Fledermäuse, die hier gern nisten.